Bei ARD und ZDF…

Zum üblichen Zeitunglesen bin ich heute morgen während der ersten beiden Stunden der Ortszeit nicht gekommen – stattdessen verfolgte ich auf CNN und Twitter die Ereignisse in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Als ich ankam, sprachen die Agenturen von zwei Todesopfern, kurz darauf schon von vier. Den Überblick zu behalten und immer auf die aktuelle Lage zu reagieren, ist derzeit wirklich nicht ganz leicht.

Dies muss umso mehr für die Korrespondenten vor Ort gelten, vor deren Einsatz ich größten Respekt habe: So mussten die Kollegen der ARD gestern nachmittag innerhalb kürzester Zeit ihre Büros räumen, da vor dem Gebäude ein aufgebrachter Mob Stellung bezogen hatte. Doch schon nach einer guten Stunde hatten sich die deutschen Journalisten in einem benachbarten Hotel mit all ihrer Technik neu eingerichtet und setzten die Berichterstattung fort. Wie sie das so schnell gemacht haben, ist mir schleierhaft – verdient aber Anerkennung, wie ich finde. Und wie ruhig Dietmar Ossenberg gestern abend im ZDF heute-journal geblieben ist, als er eine Schaltung nach Mainz abbrach: das war schon ein krasser Fernseh-Moment!

Trotzdem werden ARD und ZDF in Blogs und der FAZ für ihre Berichterstattung schwer kritisiert: Zu langsam, zu inaktuell, zu weit weg vom Geschehen. Eine der vielen Twitter-Nachrichten heute lautet etwa: „Watt auch imma inne Welt gerade passiern mag auf eins kannse dich verlassn: Bei ARD un ZDF wird weiter gekocht.“ Und die FAZ schreibt: „In Kairo bekämpfen sich Anhänger und Gegner Mubaraks – bei der ARD regnet es derweil ‚Rote Rosen‘, im ZDF kocht Alfons Schuhbeck.“

Gegen diese Kritik wehren sich die Chefredakteure beider Anstalten heftig. Bei uns in der Ortszeit sagte Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell: „Gestern, fand ich, sahen wir ehrlich gesagt, ganz gut aus.“ Gniffke zeigte sich aber auch selbstkritisch. Wenn Mubarak auf Staatsbesuch in Deutschland gewesen sei oder deutsche Politiker in Ägypten, sei das Thema Menschenrechte von den Medien nicht angesprochen worden, kritisierte der ARD-Journalist: „Und im Nachhinein finde ich, dieser Reflex, den wir sonst bei China, bei Iran etwa haben, der hätte uns auch da gut zu Gesicht gestanden.“ Ähnlich hatte sich Gniffke bereits in seinem Blog geäußert.